Bedenken der Anwohner zum neuen Wohngebiet. Von Jochen Heinrich
Klimaschutz
Über die Notwendigkeit, die Umwelt als wichtigsten Faktor bei allen Entscheidungen zu setzen, bestehen keinerlei Zweifel mehr. Alle anderen Ziele müssen sich dem unterordnen. Man muss sich ja nur die Trockenheit der vergangen Jahre und als Folge davon das Waldsterben anschauen, gerade auch in Halver, um zu begreifen, wie ernst die Lage für die Welt und damit jeden einzelnen von uns ist. Jede Wandlung von Grünflächen in bebaute, versiegelte Flächen ist nur noch in echten Notlagen zu verantworten. Wir müssen mit der Natur verantwortlich umgehen, sofort. Wirtschaftliche Interessen, auch jede städteauliche Entwicklung haben sich dem unterzuordnen.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahlen in Halver sind in den letzten 40 Jahren nahezu konstant geblieben. 1969 hatten wir 16245 Einwohner, 2019 waren es 16667. Ein echter Bedarf an neuem Wohnraum ist daraus nicht abzuleiten. Es geht nur um qualitatives Wachstum. Das ist aber unter den Umweltgedanken nicht mehr zu verantworten. In den letzten Jahren wurden schon sehr viele Flächen von Grünflächen in Wohnbebauung und Industrieflächen umgewandelt. Beispiele Falkenstr., Layer Sonnenschein, Lüdgenheide, Neuen Herweg, Weißenpferd, Öckinghausen, Anschlag, Kaufpark und demnächst Liedl . Aktuell ist in Oberbrügge der „Schmittenkamp“ ein neues Wohngebiet, das gerade in der Vermarktung ist, aber noch nicht vollständig verkauft ist (bis jetzt 54% verkauft). Herr Tempelmann hat einer Bürgerbesprechung darauf hingewiesen, dass neue Baugebiet „Schmittenkamp“ notwendig sei, um den Bestand der Grundschule in Oberbrügge zu sichern. Wenn jetzt ein neues Wohngenbiet an „Herksiepe“ und „Schillerstein“ bekannt wird, wird die Nachfrage in Oberbrügge zum Stillstand kommen.
Wie lange soll sich der Mensch noch unbeschränkt ausdehnen? Wann bergreifen wir, dass wir so nicht weiterleben können. Übrigens: die Weltbevölkerung steigt dagegen jährlich und betrug 2019 7,6 Milliarden Menschen und wird weiter wachsen. Wie sollen diese Menschen denn noch ernährt werden bei so einem weltweiten Flächenverbrauch? Demnächst wird es auch große Völkerwanderungen geben, wegen Hitze und Trockenheit und steigendem Meeresspiegel.
Mit neuen Baugebieten berücksichtigen wir nur die besser Verdienenden. Die Bedürfnisse der weniger gut gestellten normalen Bürger an modernen wärmegedämmten Wohnungen werden nicht berücksichtigt. Durch Werbung fürs Bauen in Halver in den umliegenden Gemeinden holen auch viele Einwohner nach Halver, die hier keinen Arbeitsplatz finden und dann täglich pendeln müssen. Wo ist eigentlich eine Stadtplanung für Halver, die diese Belange berücksichtigt? Stattdessen wird weiter aus dem Vollen geschöpft.
In der Falkenstraße und dem Linger Weg wurden viele Häuser in der 80er und 90 Jahren gebaut. Die Anwohner sind heute überwiegend Rentner. Es ist abzusehen, dass viele Häuser in den nächten Jahren den Besitzer wechseln werden. Was soll aus dem Bestand werden, wenn wir weitere Baugebiete erschließen?
Was ist eigentlich mit den Baulücken in unserer Stadt? Warum werden die nicht intensiver vermarktet?
Landschaftsschutz und Tierschutz
Wir haben auf dem geplanten Baugebiet einen hervorragenden Naturraum mit einzigartiger Aussicht, in dem viele Tiere zuhause sind. Wildschweine, Rotwild, Vögel und Grünflächen für Weidetiere und Insekten. Auch wir Menschen brauchen in unserem Wohnumfeld Naturraum zur Erholung, der ohne lange Autofahrten zu erreichen ist. Das muss mitbedacht werden. Die Prüfung dieses Aspektes mit dem beschleunigten Verfahren zu umgehen, ist ein Skandal.
Verkehrsanbindung
Der gesamte Verkehr aus dem Wohngebiet geht nur über die engen Wohnstraßen bis zur B 229. Zu den üblichen Stoßzeiten bilden sich an der Kreuzung lange Staus an der Ampelanlage. Abgase und Lärm sind für die Bewohner im vorderen Bereich der Falkenstr. eine Zumutung. Hinzu kommt, dass am Linger Weg mitten in der Wohnbebauung eine Galvanik ihren Sitz hat, wo täglich 40 -Tonner Material anliefern und abholen. Sie parken aus Platzmangel häufig auf dem Bürgersteig mit entsprechender Behinderung der Fußgänger und des Anwohnerverkehrs. Die Straßen unterliegen keinerlei Beschränkungen, jeder parkt so, dass es für ihn bequem ist. Also auf der Straße. Feuerwehr, Rettungsfahrzeuge oder die Polizei können so nicht schnell zu den Einsatzstellen gelangen. Für die Anwohner ist jede Fahrt mittlerweile ein Abenteuer. Die Wohnbebauung an der Falkenstraße Süd liefert ein abschreckendes Beispiel für jahrelange Behinderungen durch den Baubetrieb (auf der gesamten Länge einseitig zugeparkt) und Straßensperrungen wegen Versorgungsleitungen etc. Was ist mit den Bedürfnissen der Anwohner nach Ruhe und Normalität nach einem langen Arbeitsleben? Wo man endlich mal seinen Garten nutzen kann. Diese Ruhe würde über viele Jahre komplett zerstört. Womöglich auch für immer.
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